Selig lächelndes Frauengesicht mit Blogtitel drauf.
Kulturpessimismus inside.

Sonntag, 5. Juli 2009

Über den Tod einer berühmten Person

Michael Jackson ist tot. Das nun schon seit einer geraumen Zeit. Mir persönlich ist es ziemlich egal und das überrascht mich. "Black or White" oder "Thriller" sind natürlich Meilensteine des Pop, der Titel "King Of Pop" ist wohl nicht ganz unverdient an Jackson vergeben worden. Dennoch lässt mich sein Tod ziemlich kalt.

Ich glaube zwar, dass es definitiv Menschen gibt, die diesen Titel genauso viel oder vielleicht sogar mehr verdient haben, aber Michael Jackson ist immerhin der bekannteste Popsänger des 20. Jahrhunderts.

Fernsehsender haben tagelang über fast nichts Anderes berichtet, Hitradiosender fühlen sich anscheinend auch noch knapp zwei Wochen nach dem Tod dazu verpflichtet, seine Greatest-Hits-Collection rauf und runter zu dudeln. Immer noch steht "Michael Jackson" bei Twitter in den trending topics, also den Themen, die zur Zeit die meisten Twitterer beschäftigen.

Dafür, dass Pop erst ca. 55-45 Jahre alt ist, erscheint es so, als sei alles im Pop gesagt. Viervierteltakt, Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Bridge, Refrain, Outro. Dazu noch einen mehr oder weniger seichten Text drüber legen und ein mehr oder weniger seichtes Musikvideo drehen und fertig ist der Popsong aus der Retorte. Wirkliche Innovationen gibt es im Pop einfach nicht mehr. Da muss man schon in die Randbereiche des Pops schauen, den Pop, der niemals im Radio gesendet wird: Indie Pop, Experimental Pop, Postpop, Avant-Pop, Jazzpop, Singer/Songwriter.

Die meisten Berichte über Michael Jackson bestanden (so würde ich das sagen) zu einem Prozent aus wirklichen Nachrichten, sprich neuen Kenntnissen über den Tod des Musikers.
Die restlichen Prozente verteilten sich dann auf Interviews mit Leuten, die Michael Jackson schon mal die Hand geschüttelt haben (beispielsweise Udo Walz oder der Schmonzettenpop-Sänger Ben sind dort negativ aufgefallen) oder Live-Berichten von Korrespondenten, die vor dem Krankenhaus stehen, wo Jackson starb oder halt vor seiner Neverland-Ranch.

Es gibt wenig Positives über Jackson's Tod zu berichten. Aber endlich hören die ganzen, unbewiesenen Lästereien und Vorurteile über ihn auf. Es war schließlich der King of Pop und nicht der King of Kinderpopping. Let me get this straight: Auch ich glaube an die Schuld von Jackson. Jackson, der anscheinend eine hundsmiserable Kindheit und Jugend hatte, hat anscheinend irgendwie eine Vorliebe zu kleinen Jungs. Das ist fürchterlich, aber hey, es! ist! nur! Spekulation! Es konnte ihm nie nachgewiesen werden. 1993 und 2005 stand er deswegen vor Gerichten und 1993 und 2005 wurde er in allen Anklagepunkten freigesprochen.

Auch bemerkenswert fand ich die Power seiner Fans. Stundenlanges Vor-Dem-Krankenhaus-Beten-Jubeln-Tanzen kennt man ja in etwa dieser Form von anderen legendären Toden: Kurt Cobain, Elvis, oder sei's nur der Papst. Aber das flashmob-artige Moonwalken am Tag nach Jackson's Tod (zum Beispiel in Wien, Köln oder Berlin, aber auch sonst überall auf der Welt) ist eine große Leistung.

Bereiten wir uns nun drauf vor, dass die Sorgerechts- und Erbes-Streitigkeiten live in der Fernsehanstalt Ihres Vertrauens ausdiskutiert werden (selbst die Öffentlich-Rechtlichen sind bei Jackson's Tod erstaunlich boulevardesk geworden) und dass Jackson's Schulden posthum auf einmal ganz klein werden, da es ja schließlich eine komische, aber nicht kleine Art von Menschen gibt, die Jackson's Alben in den Kaufhäusern und Amazon stürmen und sie so wochenlang auf Platz 1 platzieren.
Das ist natürlich bescheuert, aber hey, so ist das halt, wenn so einer wie Michael Jackson stirbt.

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