Selig lächelndes Frauengesicht mit Blogtitel drauf.
Kulturpessimismus inside.

Freitag, 3. Juli 2009

Tauss, die Jugendkultur und die Grundrechte

Wir sind jung und machen uns Sorgen über unsere Chanchen auf dem Arbeitsmarkt, singt der tollle Musiker "PeterLicht" auf seinem Album Vierzehn Lieder aus dem Jahr 2001.
Die Zeile stimmt. Sie stimmte 2001 und auch 2009.

Mit der neuen Generation der sogenannten digital natives, also der Menschen, die sich im Net auskennen und (wenn man so will) sich auch der Macht bewusst sind, die sie damit ausüben können reift durch Begriffe wie Stasi 2.0, Zensursula ein neues Verständnis von Politik an. So könnte PeterLicht dann singen:

Wir sind jung und machen uns Sorgen über unsere Chanchen in der Politik.

Heute, am 3. Juli 2009, hielt das fraktionslose Mitglied des Bundestages, Jörg Tauss, eine Rede im Bundestag. Über Tauss' schlagzeilenträchtigen Wechsel von der SPD zur (von den digital natives hochgelobten) Piratenpartei mag man denken, was man will. Doch die Rede hat es in sich.

Er bezieht sich auf die Kontrollierwut der Union. Die CDU/CSU will nicht nur die stark umstrittene Netzsperre sowie Vorratsdatenspeicherung durchsetzen, sie macht sich auch für das Verbot von sogenannten Killerspielen und Paintball stark.

Tauss sagt: Die Union möchte alles ausschalten, was die heutige Jugendkultur ausmacht.
Ob er Recht mit dieser Aussage hat, möchte ich jetzt nicht genauer bewerten.
Ich möchte eher auf die Reaktion auf den Satz von Tauss eingehen.

Die Rede von Tauss fand großes Lob bei den digital natives. Schon nach ein paar Minuten war seine Rede, die live bei Phoenix übertragen wurde, bei YouTube zu finden. Und zwar hier.

Nach dem Satz ("Die Union möchte alles ausschalten, was die heutige Jugendkultur ausmacht.") ging Raunen, Gelächter und mitunter leises Buhen und Pfeifen durch den Bundestag. Dies ist ein armseliges Bild.

Natürlich könnte man jetzt sagen, Tauss hat schlichtweg Unrecht und die Union möchte nicht alles ausschalten, was ihrem konservativem Style schaden könnte.

Dennoch ist die Reaktion armselig. Sie zeigt, dass die Union nicht argumentativ auf Tauss eingeht (stumpfes "Lasst-den-doch-Quatsch-labern"-Ignoriere nützt gar nichts, sieht man auch bei NPD etc.), sondern schnell die Keule mit den Totschlagargumenten rausholt.

Die Sprecherin nach Tauss, sie war von der CDU, sagte fast nichts zur Rede ihres Vorgängers.
Um sie nicht unnötig aufzuwerten, sagte sie.


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