Selig lächelndes Frauengesicht mit Blogtitel drauf.
Kulturpessimismus inside.

Sonntag, 23. August 2009

Hach ja, Feierkultur und so


Interressanterweise verliere ich nach einer Zeit das Gefühl für Sprache und Wörter. Dies passiert allerdings nicht nach einer Zeit, wo ich nicht schreibe, nein. Desto länger ich schreibe, desto unsicherer werde ich in Syntax, Ausdruck und Wortfindung. Grammatik ist für mich eher ein kleineres Problem, das war schon immer so. Grammatik ist leicht. Es ist wie eine dogmatische Formel, die nicht gebrochen werden darf.

Ich mag Filme. Ich mag Leute. Ich mag Blumen. Ich mag Tiere. Ich mag Kinder. Ich mag ganz normale Bücher, Sachen, etc.

Wie dem auch sei: Ich bin jetzt 16. Das klingt schlimmer als es ist. Es lebt sich ganz gut soweit, allerdings finde ich nicht, dass man denken kann: Oha, 16 Jahre ist er. Also ist er so und so! (Mit so und so meine ich natürlich eine fest angelegte Äußerung: „Sven ist CDU, also ist er so und so!“ = „Sven ist CDU, also ist er konservativ und für Netzsperren.“) Diese festgelegten Denkraster sind eh Wurzel von Elend und Leid! Sag ich zumindest.

Ich gehe gern ins Kino. Ich treffe mich gern mit Leuten.

Alle, die mich kennen, sagen, dass ich viel zu viel sage. Dass ich eine Labertasche bin und viel zu direkt. Das ist nicht wahr. Zumindest ist es teilweise nicht wahr. Bei Leuten, die ich nicht kenne, bin ich äußerst schüchtern. Ich sage kein Wort. Keins.

Ich höre gerne Musik. Gerne.

Keins. Ich sitze stumm herum, übe mich im „In-wenigen-Silben-Sympathien-schließen“, lächle und lache kurz und leise auf. Bei Witzen, die ich manchmal gut finde und die meistens einfach nur massenkompatibel sind. So nach dem Motto: Wenn ich hier drüber lache, denken x und y und z, dass ich immerhin kein verschrobener Freigeist bin, der nur über Kammermusik-Witze lacht. Wobei ich nicht weiß, was Kammermusik ist.

-Hier ist xxx. –xxx? -Ja. xxx. Ich wollte dir nur sagen, dass (und so hat das alles angefangen, damals, 2006 oder so)

Wenn es dann anfängt mit der Stimmung, also wenn. Wenn die Stimmung dann auftaut, dann kann ich erst recht auftauen. Die ersten Getränke werden verteilt. Auf die erlösende Frage „Du auch eins?“ kann man endlich antworten: „Ja.“ Und man bekommt ein Getränk und darf Smalltalk führen über das Getränk. „Schmeckt gut.“ „Ja. Schön kalt.“ „Da sagste was. Hab vor kurzem was aus Sachsen getrunken. Schmeckt ja gar nicht gut.“ „Nee, die brauen dahinten ja auch ganz anders.“ „Bescheuert sind die da ja auch.“ „Ja.“ Und wenn das dann in der Form weitergeht, ist man schon bei Partyparolen wie „SS, SA! Germania!“ etc. Dagegen sagt man nix, weil hach ist ja Feierkultur und so. Natürlich würde ich sonst dagegen was sagen und natürlich könnte man auch Feierkultur ohne Nazi-Lieder zelebrieren, die von hirntoten und sexuell unterforderten Hauptschulabschlusskandidaten bei einem gähnend langweiligen Kellerabend mit guten Freunden erfunden worden sind. Aber, was soll man machen, STIMMUNG!!! Derweil geht die Partychefin (auf jeder Party gibt es einen Partychef und eine Partychefin. Das muss gar nicht der Gastgeber sein! Die Partychefin feiert mit und teilt gut Flüssiges aus. Der Partychef steht rauchend draußen. Das ist cool. Weil außerhalb und trotzdem supercool) mit Rhabarberschnaps rum. Ob der auch in Sachsen gebraut wurde? Mal schnell aufs Etikett gucken. Oh, kann ich nicht. Da wird man nur schief angeguckt. Man soll nicht groß labern. Man soll saufen. Dafür ist man da.

Ich wurde bei einer Feier schon mehrmals drauf hingewiesen, dass ich zu klug spreche. Und ich den Kopf zu machen solle.

Schenkt ihm ein! Schenkt ihm ein! Schenkt ihm ein! Wir wollen alle besoffen sein.

Nein, wirklich. Ich mag Partys. Ich gehe sehr gern auf Partys, auf Feten, Feiern, was auch immer. Und ich bin auch wohl der einzige, der sich philosophische Gedanken über solche Feten macht. Vielleicht sollte ich auch einfach mit dem ganzen Quatsch aufhören und nur noch über Dinge schreiben, über die auch andere schreiben. Warum China so undemokratisch ist. Warum Tokio Hotel so schrecklich ist. Warum RTL für die Tonne ist. Warum Twitter im Grunde auch nur eine Community ist, mehr nicht. Warum die Piratenpartei manchmal auch dumm ist, wie jede normale Partei. Oder warum Menschen auf Partys Nazi-Parolen grölen, es aber nicht ernst meinen. „Die Lust an der Sünde“.

(Bild von flickr/moertlvia lebenslügen\lohnarbeit)

Mittwoch, 19. August 2009

FDP kann es nicht besser

Wahlplakate! Wahlplakate sind das Salz in der Suppe der politischen Wahrnehmung. Jede Partei entwickelt über den Wahlkampf hinweg ihren eigenen Stil - seien es große Portraits mit Slogans wie bei der SPD, Lengsfeld'sche Tittenquote bei der CDU, jungwähleranbiedernder Graffiti-Stil bei den Grünen. Plumpe BILD-Slogans mit Erklärtexten, die wohl kein Passant im Vorbeigehen oder Vorbeifahren wirklich lesen wird, wie bei den Linken. Die Piratenpartei versucht einen Mittelweg zwischen blöd und intelligent, indem sie größtenteils leere Wahlplakate veröffentlicht, auf dem Bürger dann selbst ihre Wünsche draufschreiben können.
Doch die FDP toppt wieder alles mit Plakaten, die auch so aus einer Sektenpropagandaschrift stammen könnten.

Deutschland kann es besser, titelt das Plakat. Was ja schon eine bodenlose Frechheit der FDP ist, oder sehe ich das falsch?
Wenn Deutschland etwas besser kann, dann heißt das ja, dass es zur Zeit eher schlechter läuft.
Was kann Deutschland eigentlich besser? Wirtschaft? Arbeitslosenquote? Internetfreiheit? Oder doch nur Wahlplakate? Da hätte die FDP recht, bessere Wahlplakate kann Deutschland nämlich wirklich machen als so ein Rotz.
Und dass dieses ominöse "es" dann mithilfe der FDP besser laufen soll - tschuldigung, das kann selbst die titanic nicht besser erfinden. Der Slogan ist wohl ein Griff ins Klo.

Aber nicht nur der Slogan!
Auch das Bild!
Gehen wir es mal durch: In der Mitte sehen wir Guido Westerwelle, was für ein Wahlplakat durchaus legitim ist.
Es ist zwar in diesen Tagen unmöglich, auch nur durch das kleinste Provinzdorf zu laufen, ohne von Armeen von Politikern angegrinst zu werden, aber das ist ja nicht nur Schuld der FDP.
Auch ist Guido Westerwelle kein unsympathischer Fiesling. Politik hin, Politik her: Westerwelle ist ein netter, kluger Mann. Muss man ja wohl anerkennen.
Um diesen netten, klugen Mann allerdings haben sich viele Menschen geschart: Alte, Junge, Männer, Frauen, Kinder, Babys, Senioren - sprich: ein kompletter Querschnitt durch das Volk. Alle wenden sie sich Westerwelle zu, als sei der neue Jesus, als sei er der Messias, wo man endlich wieder hoffen darf. Schon diese religiöse Obama-Verklärung im US-Wahlkampf 08 ist mir immer schlecht aufgestoßen. Aber die FDP toppt das ja noch mal um ein Vielfaches. Alle lächeln ihn an, alle freuen sich und Westerwelle sieht aus wie ein Jesus-Darsteller in einem US-Kinderbibelfilm, kurz bevor er die Worte "Lasst die Kinder zu mir kommen" sagen darf. Im Hintergrund noch etwas, was von der Farbgebung (mich zumindest) an eine Morgendämmerung erinnert, was ja auch ein von den Kirchen ziemlich verbrauchtes Symbol ist.
Nur durch das Schwarze da in der Ecke oben erkennt man dann noch, dass es immerhin doch bloß die deutsche Flagge sein soll.
Und dann auch noch dieser fürchterliche Slogan: "Deutschland kann es besser!" Genau, Leute! Wir können es besser! Wir müssen nur auf unseren Guido-Guru vertrauen!
Halleluja! HALLELUJA!!!

Liebe FDP, falls ihr schon so pseudoreligiöse Wahlplakate überall in Deutschland hinkleistern müsst, dann überlegt euch doch besser, ob ihr nicht sofort in die Spiritualität abgeht.
Oder ändert den Slogan noch ab: "Jonestown kann es besser" oder so.
Ihr schafft das schon.

Dienstag, 18. August 2009

Ein wirklicher Hiatus?

Ich bin zurück. Fast zwei Monate ruhte dieser Blog, ich war von ferienbedingter Ideenlosigkeit und urlaubbedingter Internetlosigkeit betroffen.
Nun ist es wieder Schulzeit, seit ein paar Tagen gehöre ich zur Sekundärstufe II, und mitteilen möchte ich bloß, dass der Hiatus, welcher in den zwei Monaten herrschte (unheimlich, dass das Wort Hiatus auch im Blogtitel auftaucht, nicht wahr?) womöglich noch weitergeht. Womöglich. Vielleicht zieht sich die Pause auf diesem Blog noch weiter hin, vielleicht wird dieses Blog bald eine sprudelnde Quell von Information und Meinung sein, vielleicht wird dies nicht nur eine Plattform meiner Meinungsäußerungen, sondern auch ein Ort, wo ich meine zahlreichen Kurzgeschichten und Szenen veröffentliche, vielleicht werde ich auch morgen von einem Auto überfahren und dann war eh alles umsonst.

Falls ich jedoch zurückkommen sollte, möchte ich mitteilen, dass all die Eigenheiten dieses Blogs
dann auch wieder erscheinen. Und wenn es sich auch nur um diese Zeilen handelt, die immer rechtsbündig stehen.

Man sieht, ich halte mir alles offen. Gut möglich, dass ich mich durch die Veröffentlichung dieses Beitrages wieder in der Laune befinde, sofort weiterzuschreiben. Ich bin ziemlich wankelmütig.
Merkt man auch.

Resonanz ist das Brot des Bloggers, zumindest sowas ähnlich Nützliches. Jedwede Form von Resonanz (sei es via Twitter oder via Kommentarfunktion oder via Soup oder via weißdergeierwassonstnoch) freut mich riesig und würde meine Schreib-Motivation nur noch vergrößern.